Die Geburt eines Kindes verändert alles im Leben der Eltern. Manche Umstellungen fallen einem leichter, andere schwerer. Für viele Väter ist es oft schwierig, die Partnerin plötzlich „teilen“ zu müssen. Vor allem wenn man bei der tiefen Mutter-Kind-Beziehung beim Stillen nur daneben sitzen kann. Doch das muss nicht sein. Hier erfährst du die Grundsteine für eine tolle Vater-Kind-Beziehung.
Nichts auf der Welt kommt an eine richtig tiefe Mutter-Kind-Beziehung ran. Vor allem durch die Stillbeziehung. Das ist ganz einfach so. Platz für Eifersucht sollte es dabei dennoch nicht geben. Auch wenn man da als Vater schon mal als Außenstehender im Abseits stehen kann. Schon bei der Geburt kann man nur schwer mitwirken. Dann ist das Baby endlich da und will nur bei Mami stillen. Wie soll man da nur mithalten? So oder so ähnlich geht es vielen Vätern. Deswegen werden Väter sogar zu Stillgegnern. Wollen die Mütter zum Abstillen bewegen, damit sie selber Fläschchen geben können. Oder sie wollen das Stillen überhaupt gleich verhindern. Muss das wirklich sein? In diese wunderschöne Stillbeziehung reingrätschen? Aus der eigenen Eifersucht, gegen das Wohl des Kindes agieren? Nein!
Um noch kurz im Fußballjargon zu bleiben: Es gibt mehrere Dinge, die das Abseits aufheben können! Mit einem etwas anderen Blickwinkel kann die Welt gleich viel besser aussehen. Zu allererst ist es wichtig, dass Papa sich als Teil des Still-Teams sieht. Damit kommt man aus der Außenseiterrolle schon etwas raus.
Der Weg zur Vater-Kind-Bindung
Doch was kann der frischgebackene Vater noch tun? Von Anfang an eine gute Vater-Kind-Beziehung aufbauen! Für mich gibt es dafür zwei wesentliche Faktoren: Zeit und Nähe. Es braucht genügend Zeit, um eine enge Bindung hinzubekommen. Bei der Väterkarenz erwähne ich ja immer, wie wichtig die viele gemeinsame Zeit mit meinem Sohn für unsere geniale Bindung war und immer noch ist. Nimm dir also Zeit für dein Kind. Es muss nicht zwangsweise gleich eine Karenz sein, schaden wird sie aber bestimmt nicht. Gerade am Anfang wirst du es mit Sicherheit später bereuen, wenn du dir nicht genug Zeit genommen hast. „Sie werden so schnell groß“ ist schnell mal dahingesagt, aber es stimmt ganz einfach.
Der noch wichtigere Faktor ist jede Menge Nähe. Von der ersten Kennenlernzeit bis zu den Monaten danach gibt es wohl nichts Schöneres, als mit dem eigenen kleinen Zwerg zu kuscheln. Sobald sie mobil werden, geht die Kuschelzeit ohnehin von selbst stark zurück. Spätestens dann, aber auch schon vorher, hilft das Tragen enorm. In seinen verschiedenen Formen. Einfach normal in der Wohnung herumtragen, in den Schlaf tragen oder unterwegs statt dem Kinderwagen tragen.
Papas Alternative zur Stillbeziehung? Die Tragebeziehung!
„Tragen ist das Stillen der Väter“. So perfekt fasst es Tragend-Begleitet in einem Blogbeitrag zusammen. Egal ob mit Tragetuch, in der Tragehilfe oder einfach so auf dem Arm – mit dem Baby in direktem Kontakt die Welt zu erkunden, ist einfach herrlich. Damit hat das Baby die ständige Sicherheit, bei Papa zu sein. Es kann jederzeit an Papas Brust einschlafen, sich sonst irgendwie verstecken, offen die Umwelt Beobachten oder mit Papas Gesicht spielen und Spaß haben. Das ist natürlich absolut wunderbar für die Vater-Kind-Beziehung. Natürlich kommt das noch immer nicht an die Stillbeziehung heran. Dennoch ist eine Bindung zum eigenen Kind auf diesem Weg eine wunderschöne Sache. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.
Tragen ist das Stillen der Väter
tragend-begleitet.at
Meine ganz persönliche Tragebeziehung
Ich genieße es beinahe täglich, mit unserem Sohn in der Trage durch die Welt zu spazieren. Ob einfach nur kurz zum Bäcker ums Eck oder bei einem schönen Ausflug in die Natur oder zu sonst einer Attraktion. Am allermeisten haben wir ihn natürlich ganz am Anfang getragen. Mittlerweile ist es fast ein Jahr her, dass er außerhalb von Mamas Bauch begonnen hat, unser Leben auf den Kopf zu stellen. Das allerallererste Mal vergisst man sowieso nicht. Gerade redet die Hebamme noch irgendwas von seinem Gewicht bzw. irgendwelchen Maßen und plötzlich drückt sie ihn mir in die Arme.
Eine Mischung aus purer Freude, Aufregung und einer ganz bestimmten Angst. „Bitte lass ihn nicht fallen!!!“ Doch diese Angst vergeht mit der Zeit. Wie stolz ich mich in den folgenden Nächten gefühlt habe, als ich mitten in der Nacht noch im Krankenhaus mit ihm die dunklen Gänge der Station auf und ab marschiert bin. Dieses nicht einmal 4 kg schwere kleine Etwas, in eine Decke gewickelt am Arm zu haben – diese ersten Tragemomente werde ich bestimmt niemals vergessen.
Das waren auch die ersten Momente, wo ich zumindest kurz richtig zur Ruhe kommen konnte mit dem kleinen Mann, bei der ganzen Action auf der Station tagsüber. Da wurde es mir die ersten Male so richtig bewusst, dass ich da plötzlich MEINEN Sohn am Arm hatte. Auch wenn die ganze Geburt völlig anders laufen hätte sollen und wir komplett fertig waren, so war es einfach wunderschön ihn endlich bei uns zu haben.
So schön, dass man glatt einschlafen könnte
Danach hörten die viele Nähe und das Tragen natürlich nicht auf. Vor allem in der ersten Zeit nach dem Krankenhaus hat der kleine Mann fast ausschließlich auf uns geschlafen und wurde auch so viel getragen. Während der berüchtigten Drei-Monats-Koliken, die uns zum Glück nicht besonders wild trafen, war ich auch oft in der Nacht mit dem Zwerg auf und habe ihn in den Schlaf getragen.
Das begleitet uns auch heute immer noch. Wenn er nicht an Mamas Brust einschläft, dann wird er üblicherweise von mir in den Schlaf getragen. Das mache ich immer noch sehr gerne (sofern es nicht mitten in der Nacht ist und ich selbst die Augen fast nicht offen halten kann, dann wirds schon sehr mühsam, zugegeben). Ich kenne kein vergleichbares Gefühl, als den Moment, wo dein eigenes Baby ruhig auf dir einschläft. Für mich ist das ein extrem schönes Zeichen von Vertrauen. Und für das eigene Ego irgendwie auch ein Erfolg, wenn man es endlich „geschafft“ hat, dass der Kleine nach längerem Kampf doch noch schläft. ;-)
Was Papa sonst noch für die Vater-Kind-Beziehung tun kann
Jede Menge Zeit und Nähe sind natürlich nicht die einzigen Dinge, die Papa tun kann, um eine enge Vater-Kind-Beziehung aufzubauen. Bei uns ist zum Beispiel auch das Wickeln primär ein Vater-Sohn Ding. Das hat seinen Ursprung in der Anfangszeit, wo wir noch mehrmals in der Nacht wickeln mussten. Da hatten wir die schlichte Aufteilung: Mama = Stillen, Papa = Wickeln. Hat sich bewährt und war definitiv auch gut für unsere Bindung. Papa kann auch das Babybad übernehmen. Halbwegs kreativen Köpfen fallen bestimmt noch andere Ideen ein. Lasst euch was einfallen und hört auf, in irgendeiner Form eifersüchtig zu sein, oder gar die Stillbeziehung stören zu wollen!
Wie du siehst, gibt es genug Möglichkeiten, eine richtig schöne Vater-Kind-Beziehung aufzubauen. Und glaub mir, es lohnt sich extrem. Es ist so ein unglaublich schönes Gefühl, wenn man zu seinem eigenen Sohn eine so enge Bindung hat. Jeden Tag fühlt es sich echt so an, als würden wir uns schon Jahre lang kennen. Wobei, sein ganzes Leben kennen wir uns ja sogar schon.
Hallo :) Ich bin auf deinen Blog aufmerksam geworden durch dein Kommentar in der Facebook Gruppe und habe mir gleich mal neugierig deine Über Mich Kategorie durchgelesen. Wirklich super, dass du Vollblut Papa bist momentan. Sieht man hier in München nicht so oft und ich finde es richtig spannend, dass du auch noch darüber bloggst :)
Vielleicht hast du ja auch Lust mal bei mir vorbei zu gucken – würde mich sehr freuen :)
Birte
http://show-me-your-closet.de/
Oh, vielen Dank für das nette Feedback!
Sehr gerne schaue ich bei dir auch vorbei! :)
LG Bernhard