Endlich einmal richtig viel Zeit für die Familie haben? Zumindest vorübergehend den Job hintenanstellen? Das ist gar nicht so schwer zu erreichen. Auch als Vater. Mit der Väterkarenz! Erfahre im ersten Text zu diesem Thema mehr über eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Warum ich mich dazu entschieden habe. Und was es mir gebracht hat. Nur nicht schüchtern sein, hereinspaziert in meine Welt der Väterkarenz!
Erster so richtiger Beitrag also. Da bin ich fast etwas nervös. Aber wird schon schiefgehen! Schön, dass du wieder oder immer noch da bist. Gleich den ersten richtigen Text möchte ich meiner Herzensangelegenheit, der Väterkarenz oder Elternzeit widmen. Als Österreicher bleibe ich jetzt einfach mal beim Begriff Väterkarenz. Hoffe das ist für meine Leser aus Deutschland und der Schweiz soweit in Ordnung.
Wie kam ich eigentlich auf die Idee mit der Väterkarenz?
Ich? Gar nicht. Schon bevor ich mir darüber überhaupt Gedanken machen konnte, kam Lilly mit dem Vorschlag zu mir. Lange brauchte sie nicht, um mich zu überzeugen. Vor allem haben wir eine spezielle Konstellation. Im Zuge ihrer Selbstständigkeit gibt es für Lilly keine Karenz. Da gibt es „nur“ Wochengeld. Also nutzten wir die Möglichkeit der Karenz bei mir. Dadurch sind wir beide zu Hause und können beide richtig viel für unseren Matz da sein. Keine Sorge, mir ist schon klar, dass ich dadurch jetzt leicht reden habe, wie schön es als Vater daheim ist. Ich steh ja nicht allein da den ganzen Tag. Das macht es natürlich wesentlich einfacher. Dennoch möchte ich dir zeigen, wie wertvoll möglichst viel Zeit mit Baby ist. Und warum es jeden Aufwand dafür wert ist.
Ich wollte mehr als zwei Stunden am Abend und die Wochenenden!
Um 18:00 erschöpft, gereizt oder genervt vom Büro daheim. Bisschen spielen, vielleicht noch gemeinsam essen. Kurz darauf schläft der Zwerg. Und ich vermutlich auch bald. Aber hey, es bleiben ja noch die Wochenenden. Und ein paar Wochen Urlaub gibt’s auch. Reicht dir so ein Szenario wirklich? Mir war das zu wenig. Und mittlerweile könnte ich es mir auch gar nicht mehr anders vorstellen. Also erledigte ich nach der Geburt den nicht ganz so einfachen Gang zum Chef. (dazu kommt noch ein eigener Text) Ging noch drei Monate arbeiten und konnte schließlich ab Mitte Februar zu Hause bleiben. Für neun Monate. Traumhaft!
Endlich daheim – da, wo ich hingehöre.
Es fühlte sich sofort gut und richtig an. Ich war endlich daheim. Nicht nur im örtlichen Sinne in den vertrauten vier Wänden. Ich war da, wo ich hingehöre. Bei meinen zwei liebsten Menschen. Den ersten Vormittag daheim bei meiner kleinen Familie werde ich nie vergessen. Mit dem kleinen Mann aufzustehen und zu wissen, dass das jetzt noch monatelang so gehen wird, ohne Büro, ohne Urlaubstage, war einfach herrlich. Bei den klassischen ein bis zwei Wochen Urlaub droht ja schon bald wieder das nahende Ende. Bei neun Monaten Väterkarenz dauert das schon etwas länger. Da passiert eine komplette Umstellung des Alltags bzw. des ganzen Lebens. Man taucht regelrecht in eine andere Welt ein. Und gerade das macht es mir auch möglich, das Ganze so sehr zu genießen. Wir können einfach von Tag zu Tag dahinleben und schauen, was kommt und was uns gerade einfällt. Ohne einer bald wieder drohenden Rückkehr in den Büroalltag.
Selten hatte der Olympische Gedanke so recht– dabei sein ist alles!
All die befreiten Gedanken erinnern mich etwas an „endlich Ferien!“ und „nie mehr Schule!“ (an alle Falco-Fans, die jetzt einen Ohrwurm haben: gern geschehen!). Dennoch bleibt aber eine Sache der schönste und wichtigste Effekt der Väterkarenz. Das Dabei-Sein. Jeden Tag passiert so viel Neues im Leben dieses kleinen Mannes. Täglich gibt es weitere kleine tapsige Entwicklungs-Schritte, die sich zu einem großen Sprung vereinen. Vor allem da bin ich so verdammt froh, dass ich das alles miterleben konnte. Ich kann dir nur wärmstens empfehlen: Lass dir das nicht entgehen!
Vom kleinen unbeweglichen Würmchen zum krabbelnden Abenteurer. Die ersten Zähnchen, die bei uns bisher zum Glück ohne große Nebenerscheinungen, wie schlaflose Schrei-Nächte oder andere Gruselgeschichten über die Bühne gegangen sind. Die ersten Versuche zu essen. Wie er ohne große Fehlversuche gleich aus seinem Becher trinken konnte. Aus reinem Nachahmungstrieb. Und noch so vieles mehr. Davon hätte ich ohne Väterkarenz nie im Leben so viel miterleben können. Gleichzeitig hätte ich auch nie in dem Umfang für den Kleinen dasein können. Wenn es mal nicht so toll lief. Wie du siehst, da haben alle Beteiligten was davon!
Das größte Geschenk der Väterkarenz
Die Sammlung all dieser Erlebnisse mit ihm und generell die viele Zeit zu Hause haben schlussendlich eines der schönste Dinge in meinem Leben möglich gemacht. Ich betrachte es, als das größte Geschenk, das ich durch die Zeit zu Hause bekommen habe. Diese unglaublich enge Bindung zu Marius! Es fühlt sich an, als würden wir uns schon jahrelang kennen, auch wenn er erst ein paar Monate alt ist und noch nicht mal sprechen kann. Und trotzdem ist es jeden Tag aufs Neue aufregend und spannend, was ihm wieder alles einfällt, was er heute schon wieder besser, als gestern kann. Was wird er heute wieder ganz neu dazulernen? Ohne Väterkarenz wären diese Bindung und diese Erfahrungen sicher nicht möglich gewesen. Da halte ich es wie beim Fußball. Live im Stadion ist es einfach spannender und packender, als einfach nur danach die Zusammenfassung zu sehen.
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