Immer mehr tun es, noch viel zu Wenige kennen es so wirklich – das Tragen von Babys. Es muss keine komplette Alternative zum Kinderwagen sein. Schon als Ergänzung wird man um viele schöne Erfahrungen reicher und tut seinem Baby etwas Gutes! Die Welt braucht mehr Trage-Eltern. Also, fertig binden, alle Schnallen zu, noch kurz beuteln und los geht’s!
Zeit für ein neues Thema. Auf Instagram bezeichne ich mich ja schon länger als stolzer Trage-Papa. Der bin ich nach wie vor. Es ist also höchste Zeit, endlich mal was darüber zu schreiben. Ich würde sagen, wir fangen fürs Erste ganz allgemein an. Worum geht es, warum bin ich so begeistert davon und warum bin ich liebend gerne mit unserem Matz umgeschnallt unterwegs?
Anfangs war ich ja wieder mal skeptisch. Dieses Mal aber eher aus Unsicherheit, weil mir das Anlegen der Trage nicht geheuer war. Was, wenn mir der Kleine runterfällt oder was auch immer sonst passieren könnte? Ohne Hilfe von Lilly war das anfangs undenkbar. Die Monate zogen durchs Land, wir nach Linz und mittlerweile haben wir eine neue, größere Trage. Das Anlegen der Trage funktioniert jetzt auch allein schon durchaus gut. Bei täglicher Übung wenig verwunderlich. Ich genieße es sehr, den Kleinen durch die Welt zu tragen.
Mein erster, besonderer Tragemoment
Immer wieder gibt es ganz besondere Tragemomente. An einen der ersten kann ich mich noch ganz genau erinnern. Anfangs kümmern sich Babys in der Trage wenig bis gar nicht um die Welt drumherum. Bei den Trage-Eltern reinkuscheln, immer wieder schlafen, wieder aufwachen. Alles ganz entspannt. Mehr braucht es nicht. Eines der ersten Male, dass sich unser Sohn richtig für die Außenwelt von der Trage aus interessierte, war just am Weg zur erster Besichtigung unserer neuen Wohnung. Wie ein kleiner Prinz thronte er in seiner Trage und musterte interessiert die Umgebung. Es schien ihm sichtlich zu gefallen. Als selbst Lilly und ich noch etwas überfordert mit dem wilden Treiben in der Stadt waren, hat es ihm ganz einfach gefallen. Das war schon eine wortlose erste Stimme für die neue Wohnung und ihre Umgebung. Widmen wir uns jetzt aber den generell wichtigen Fragen zum Tragen.
Warum ignoriert unsere Gesellschaft schon wieder so eine tolle Sache?
Nach Baby-Led Weaning haben wir hier die nächste seltsame gesellschaftliche Entwicklung, die mittlerweile langsam korrigiert wird. Schauen wir uns so ein Baby mal an. Es kann sich zu Beginn nicht selbst fortbewegen. Richtig oder richtig? Welche Fortbewegungsart wird sich die Natur da wohl ausgedacht haben? Korrekt! Tragen. Es liegt vollkommen in der Natur von Trage-Eltern und Kind, dass der Nachwuchs am Anfang getragen wird. Nicht umsonst nehmen Babys schon völlig automatisch die Anhock-Spreizhaltung ein. Ist doch süß so ein Kügelchen am Arm, nicht wahr? 😊
Dennoch führt man in weiten Teilen unserer Gesellschaft immer noch ein Exoten-Leben, wenn man sein Baby die ganze Zeit trägt. In Linz sieht man Tragemamis und -papis mittlerweile doch recht häufig. Am Land bekommen wir immer wieder verwunderte Blicke (also eher im positiven Sinn). Spätestens wenn sie sehen, wie zufrieden unser Sohn da drinnen sitzt und fröhlich durch die Gegend schaut, haben wir wieder ein paar Fans dazugewonnen.
Darum trage, wer sich ewig bindet
Für die Bindung zwischen Trage-Eltern und Kind ist das Tragen natürlich auch eine große Hilfe. Neben der Väterkarenz ist das viele Tragen mit Sicherheit ein weiterer wichtiger Baustein für die tolle Bindung zwischen meinem Sohn und mir. Direkter Kontakt über so eine lange Zeit, wie es beim Tragen der Fall ist, ist natürlich ein perfektes Mittel für eine tolle Bindung. Beinahe täglich sind wir irgendwo mit der Trage unterwegs. Er hat dabei Spaß, sieht jede Menge von der Welt und wenn er müde ist, schläft er bei mir ein. Am meisten Spaß hat er, wenn er zwischendurch mit seinen kleinen Händchen nach meiner Sonnenbrille, meinem Kapperl oder einfach in mein Gesicht greifen kann.
Ich kann nicht verstehen, warum man sein Kind die ganze Zeit mit Blick nach vorne im Kinderwagen schiebt. Ohne den ständigen (möglichen) Kontakt könnte ich mir so eine Spazierrunde gar nicht mehr vorstellen. „Da sieht das Kind mehr von der Welt“. Ja, dafür seine Eltern nicht, die ihm jederzeit signalisieren können, dass eh alles in Ordnung ist. Und die besser darauf reagieren können, wenn beim Baby was nicht passen sollte. Übrigens sieht es auch mit Blick nach hinten mehr als genug von der Welt. Sorry für den kleinen Exkurs in den Kinderwagen-Alltag (den es bei uns genauso auch gibt, neben der Trage). Jetzt tragen wir wieder. Das ist immerhin für viele Kinder ganz einfach beruhigender, als im Kinderwagen zu sitzen.
Vorteile einer tragenden Rolle
Die Geschichte mit der engeren Bindung ist für mich definitiv der wichtigste Part. Es gibt natürlich noch weitere Vorteile.
Die neu gewonnene Freiheit von Trage-Eltern
Mit einem Kinderwagen braucht man immer ein Auge in der Zukunft. Sonst passt man irgendwo nicht durch, kommt irgendwo nicht rauf oder man findet sich auf einem ungeeigneten Untergrund wieder. Diese Probleme könnte es theoretisch beim Tragen auch geben, ja. Praktisch kommt das alles aber schon sehr, sehr selten vor. Daher kann man sich mit dem Baby in der Trage wesentlich freier fühlen. Beide Hände hat man dazu auch noch frei. Wobei der Aktionsradius mit der Zeit etwas eingeschränkt ist. Ein Neugeborenes rührt sich in der Trage nicht besonders viel und ist noch schön klein. Das kann bei Tätigkeiten neben dem Tragen nicht wirklich stören. Ein aktiver, fast 11 kg schwerer Matz ist da schon eher ein kleines Hindernis. Da wird das Kleingeld-Suchen an der Supermarktkassa schon etwas spannender.
Haltung bewahren durch Tragen
Vielleicht sollten unsere Politiker öfters getragen werden. Zumindest bei Babys ist das Tragen sehr gut für Haltung und Rückgrat. Die Rücken- und Nackenmuskulatur wird beim Tragen optimal unterstützt. Vorausgesetzt du verwendest eine gute Trage und das auch noch richtig. Eine ordentliche Trageberatung kann dir da mit Sicherheit am besten weiterhelfen.
Zusätzlich können die Position und die Nähe dem Baby bei den berühmten 3-Monats-Koliken helfen. Natürlich auch später, wenn es irgendwo zwickt.
Ich hoffe, dieser erste Text trägt dazu bei, dass sich die Zahl der Trage-Eltern zumindest ein bisschen erhöht. Vielleicht konnte ich ja auch bei dir das Interesse dafür wecken. Würde mich auf jeden Fall sehr freuen. Hast du noch Fragen oder Anregungen dazu? Dann nichts wie ab damit in einen Kommentar!
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Hallo ohne tragetuch hätte ich die letzten Wochen nicht überlebt. Mein Sohn mag es nicht im Kinderwagen geschoben zu werden Auto fahren ist mindestens so schrecklich. Im tragetuch guckt er sich zufrieden die Welt an und schläft selig darin ein. Ich liebe es .Unterwegs werde wir häufig belächelt oder auch bewundert aufjedenfall fallen wir auf
Ich freue mich, von Gleichesinnten zu hören, oder gar zu treffen. Ich trage noch einen Zweijährigen rum und fühle mich damit wie ein Exot in der großen weiten Stadt. Angefangen hat es damit, dass ich darauf angewiesen war, zu tragen, um überhaupt Hausarbeit erledigen zu können. Es hätte mir, mit mehr Kenntnissen, das Stillen und die Hausarbeit komplett erleichtert. Ich habe etwa nach einem halben Jahr endlich das Rückentragen erlernt, nach ganz viel Übung. Das war das Beste überhaupt. Ich konnte meinen Kleinen einbinden, wann es passte. Ich habe den Weg über die Hüfte im Sling gemacht und mich immer weiter entwickelt. Ich habe nach Alternativen gesucht, google sei Dank und immer mehr Techniken und Tragemöglichkeiten kennengelernt. Es hat meine Arbeit zuhause und den Alltag ungemein erleichtert, wären da nicht die vielen negativen Kommentare von mehreren Seiten gewesen. Es hätte mein Leben mehr bereichert, hätte man mehr helfende und wissende Hände um einen rum und wird nicht ständig in den „Wagen abgeschoben“. Uns hat es bereichert, immer noch, trotz alle dem. Es gibt soviele Möglichkeiten. Deswegen rührt mich dein Blog. Ich wünsche mir mehr Leute, die eine tragende Rolle spielen und ein Umfeld, dass es auch zulässt, dass wir die Babys und Kinder tragen und es selbst wollen. Herzlichen Dank, du hast mir aus der Seele gesprochen. Ich sag nur noch Dank an die vielen Kulturen wie die mexikanische, peruanische und afrikanische und noch viele mehr, die es uns zeigen. Selbst in Deutschland wurde getragen. Wir haben es nur verlernt und machen uns was vor. Es ist so wichtig, einfach und praktisch. Selbst ein einfaches Tuch reicht und es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten. Liebe Eltern, tragt, was das Kind hergibt. Ihr Kleinen, fordert es weiter ein. Es ist die spannendste, und schönste Zeit mit euren Kleinsten zu Beginn und sehr praktisch. Es ist eine bereichernde Zeit, die euch ewig bereichern wird. Habt Dank. Viel Freude. Auf das wir viel mehr Trageeltern werden und häufiger tragen. Man wird übrigens damit sehr fit…und Kind sehr agil und entspannt. Das wünsche ich mir für alle, mehr Entspannung im Alltag. Möglich mit Tragen. Auf geht’s!